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Preisermittlung und Profi-Recherche für
'Käthe Kruse Puppe Ilsebill mit rotem Stempel unter li Fuß (9246),'

Die folgenden Angaben wurden über die Internetplattform www.schaetze24.de abgewickelt.
Sie beruhen auf den Angaben des Besitzers sowie dessen elektronisch übermittelten Fotos vom Gegenstand. Aufgrund dieser Quellenlage gibt der Experte seine Einschätzung ab. Er berücksichtigt dabei die übermittelten Angaben, die Marktlage und seine speziellen Kenntnisse. Die Wertschätzung erfolgt neutral nach bestem Wissen und Gewissen, eine Haftung ist in jeglicher Form ausgeschlossen.

Über den Experten:
Sachverständiger für Puppen und Teddybären. Seit über 20 Jahren Restaurator, Fachbuchautor und freier Mitarbeiter bei verschiedenen Fachzeitschriften. Experte für antikes Spielzeug

Angaben des Besitzers:
Käthe Kruse Puppe ″Ilsebill″ (Erbstück, wurde von Besitzerin so genannt), verschmutzt, leichte Abschürfung an 2 Fingern , Haaransatz hinten sehr licht, Originalbekleidung bis auf einen Schuhriemen intakt,. 

Einordnung in Epoche:
Die vorliegende Puppe wurde Anfang der 1930er Jahre hergestellt. Zu einer Zeit, in der noch über 90% der Spielwarenprodukte in Deutschland produziert wurden. Aufgrund der Bemalung und des Körperschnitts muss die vorliegende Puppe zwischen 1930 und 1932 entstanden sein.

Angaben über den Hersteller:
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4the_Kruse Angeregt von ihrem Ehemann Max, der für seine Kinder keine der gängigen Puppen kaufen wollte, begann Käthe Kruse in Ascona, erste Puppen für ihre Töchter selbst herzustellen. Auf die ersten fast primitiven Versuche mit einer Kartoffel und einem mit Sand gefüllten Stück Stoff folgten langsam ansprechende Puppengeschöpfe. Auf der Durchreise nach Berlin erwarb sie in der Stuckgießerei Felix Martinelli & Co. in München den Abguss einer Kinderbüste (vgl. Bild Z1) von Fiamingo, Francois Duquesnoy, einem Barockbildhauer (1594-1643). Dieses neuerworbene Köpfchen wurde nun Vorbild für ihre Puppengesichter. Sie entwickelte diese immer weiter und experimentierte mit verschiedenen Kopfzuschnitten und Körpernähten. Als ihre Puppen endlich ihren Vorstellungen entsprachen, stellte Käthe Kruse sie 1910 in der Ausstellung „Spielzeug aus eigener Hand“ im Kaufhaus Hermann Tietz (dem heutigen KaDeWe) in Berlin vor. Nachdem die Firma Kämmer und Reinhardt für kurze Zeit ihre Puppen in Lizenz hergestellt hatte, diese Modelle aber keinen Anklang gefunden hatten, beschloss Käthe Kruse, die Produktion ihrer Puppen in die eigene Hand zu nehmen. Ihre serielle Produktion begann sie mit einem Großauftrag von 150 Puppen für einen amerikanischen Großhändler.

Herstellungstechnik:
Modell 'Puppe VIII' so genanntes 'Deutsches Kind', herg. 1930-1932. Feingeknüpfte, blonde Echthaarperücke, blaue gemalte Augen mit Strahleniris. Kurbelkopf mit Nessel bezogen, Nähte in den Mundwinkeln und eine Hinterkopfnaht. Nesselkörper mit kreisrundem Halslatz. Locker angenähte Arme mit Ellbogennaht. Mit Scheibengelenken befestigte Beine mit einer Naht und zusätzlicher Knienaht. Ca. 52 cm.

Zusatzinformation:
Käthe Kruse erhielt 1928 den Auftrag, eine kleine Puppengruppe zu dekorieren. Diese Puppenkinder sollten verschiedene Nationalitäten darstellen. Für das „deutsche“ Kind bildete sie mittels einer neuen Puppe das Gemälde von Julius Hübner „Das deutsche Kind“ nach. Dieses neue Puppengesicht war einer Büste nachempfunden, die Igor von Jakimow nach ihrem Sohn Friedebald modelliert hatte. Um dem Originalbild von Hübner gerecht zu werden, musste diese Puppe nun auch Haare bekommen. Mit einem befreundeten Maskenbildner entwickelte Käthe Kruse eine auf dünner Gaze in vielen Knoten handgeknüpfte Perücke, die sehr natürlich wirkte. Diese zuerst nur zu Dekorationszwecken erdachte Puppe wurde ab 1929 ins Programm der Werkstätten aufgenommen und ist bis heute ein großer Erfolg. Die ersten Puppen wurden noch hergestellt wie die Puppe I. Die Gesichtsmaske überzog man mit Stoff, nur die vordere Gesichtshälfte wurde bemalt und das Köpfchen fest auf dem Stoffkörper angenäht. Diese Puppen mit fest angenähtem Kopf waren vermutlich nur als Musterpuppen für Katalog- bzw. Postkartenabbildungen gedacht. Um die Herstellung des Kopfes für die Serienproduktion zu vereinfachen, wurde die Originalbüste verkleinert und ein Puppenkopf aus dünnem Blech geformt. Man beschnitt diese Büste unterhalb des Halses, beklebte die so entstandenen scharfen Kanten mit Stoff und überzog nun den ganzen Kopf mit Nessel. Vorher wurden im Stoffbezug mit der Nähmaschine zwei Nähte gemacht, die von den Mundwinkeln abwärts zum Hals verliefen. Einige Köpfe überzog man mit Baumwolltrikot; hier waren wegen der besseren Dehnbarkeit des Trikot keine Nähte in den Mundwinkeln notwendig; am Hinterkopf verblieb eine Handnaht. Dieser Stoffkopf wurde nun dünn mit Ölfarbe bemalt. Er wurde anschließend bei Puppe VIII mit Hilfe eines halbrunden Halslappens am Rücken, bei Puppe IX mit einem kreisrunden Halslatz fest und unbeweglich, wie bei Brustblattpuppen üblich, auf den Körper montiert. Diese nur bis ungefähr 1930 hergestellten Köpfe sind besonders ausdruckvoll in ihrer Modellierung und sehr zart bemalt. Zu Beginn gab es wenige Exemplare, die einen herzförmigen Mund aufwiesen; für die Serienproduktion aber wurde ein kreisrunder Mund gewählt. Ab 1930 gab es für dieses Puppenmodell einen patentierten Kurbelkopf. Dieser aus zwei Teilen geprägte Kopf wurde komplett mit Nesselstoff bezogen und mittels eines Metallsplintes und mehrerer Pappscheiben beweglich am Körper montiert. Auch hier sind feine Nähte vom Mundwinkel ausgehend und eine Hinterkopf zu erkennen. Ab Mitte der 40er Jahre wurde dieses Verfahren vereinfacht und ein Pappkurbelkopf mit Stoff überzogen, beschichtet und mit Ölfarbe bemalt. Hierbei verlor das Gesicht allerdings etwas von seiner ausdrucksvollen Modellierung. Die Nasen- und Kinnpartie wurde breiter und die Nähte in den Mundwinkeln verschwanden; die Hinterkopfnaht ist durch die stärkere Beschichtung kaum noch zu erkennen. Das deutsche Kind wird in zwei Größen angeboten. In 52 cm Größe, Puppe VIII (das deutsche Kind), und in 35 cm, Puppe IX (das kleine deutsche Kind). In den beiden ersten Jahren ihrer Herstellung erhielt die Puppe IX eine handgeknüpfte Mohairperücke. Später wurde wie bei der Puppe VIII nur noch menschliches Echthaar für die Perücke verwendet. Der Stoffkörper beider Modelle war aus Nessel gearbeitet und entsprach der Silhouette eines fünf bis sechs Jahre alten Kindes. Die Arme waren locker angenäht und die Beine mit Scheibengelenken am Rumpf befestigt. Bis ca. 1932 blieben die Arme mittels Nähten in den Ellenbogen und die Beine durch Abnäher in den Knien noch stark abgewinkelt. Hierdurch erscheinen die Puppen VIII z.B. nur etwa 48 cm groß. Ab 1932 vereinfachte man den Körperschnitt, die Glieder wurden fast gerade und die Puppe war nun der Katalogbeschreibung entsprechend ca. 52 cm groß.

Profi-Tipps:
Die Gesichtsbemalung der Puppe ist berieben, der Körper teilweise stärker angeschmutzt, die Perücke in einem leidlichen Zustand. Originalkleidung und Schuhe werten die Puppe hingegen auf.

Literatur-Tipps:
https://www.alles-rund-ums-hobby.de/puppen/buecher/97/kaethe-kruse-puppen-katalog-und-preisfuehrer?c=28

Marktlage:
Alle Angaben erfolgen vorbehaltlich einer professionellen ′Ausleuchtung′ der Puppe, d.h. spätere Übermalungen sind auf Fotos nicht erkennbar mindern aber den Preis. Aktuell schrumpft der Markt für antike Sammlerpuppen, jedoch Puppen von Käthe Kruse sind relativ preisstabil.

Preis:
Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf

1.400-1.600,- €

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