Einordnung in Epoche: Dargestellt ist ein langhaariger Mann in weiten Kleidern, den Hut im Nacken hängend, der
mit inbrünstig nach oben gerichtetem Blick betet. Er ist von einer hell verputzten Wand
hinterfangen, an der stellenweise der Putz abblättert und das Ziegelwerk hervortreten
läßt, links eine Säule. Der nähere Zusammenhang der Darstellung ist nicht zu
erschließen, auch ob es sich um einen Heiligen handelt, ist nicht eindeutig. Die Figur ist jedenfalls in einfacher Kleidung des Spärbarock gekleidet und könnte demnach einen Apostel vorstellen, aber auch einen Hirten, was wegen des Hutes wahrscheinlicher ist. Stilistisch deutet das
Werk auf einen italienischen Meister des Spätbarock, Entstehungszeit: um 1700. Angaben über den Hersteller: Über den Maler sind keine konkreten Angaben möglich. Es erscheint nahe liegend, über die
allgemeine Zuweisung als italienisch hinaus hier einen Maler der Neapolitanischen Schule
zu erkennen. Der bedeutendste Meister der Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts dieser
Malschule war Luca Giordano (1634-1705). Diesem Umkreis kann die Arbeit zugeordnet
werden. Herstellungstechnik: Gemalt in Öl auf Leinwand. Das Bild ist in späterer Zeit auf eine zweite Leinwand
aufgezogen worden (Leinwanddoublierung), löst sich aber bereits wieder vom Rand ab. Es
hat den Anschein, dass das Bild früher einmal aus dem Rahmen herausgeschnitten wurde und
dabei mehr oder weniger große Beschneidungen erfahren hat. Möglicherweise handelt es sich
überhaupt nur um ein Fragment. Darauf deutet die geringe Größe der Leinwand hin. Starke
Randschäden sind restaurierungsbedürftig und gegenwärtig wertmindernd. Zusatzinformation: Luca Giordano war ein außerordentlich produktiver Künstler. Seine Gemälde werden häufig
in Auktionen angeboten. Bei stilistischen Ähnlichkeiten wird sein Name ebenfalls gern im
Kunsthandel verwendet, um einen Umkreis oder eine Stilnachfolge zu beschreiben.
Letztlich ist es der Kennerschaft des Käufers überlassen, sich eine Urteil über ein nicht
signiertes Werk zu bilden. Man muß wissen, dass Zuweisungen 'in der Art von' oft recht
beliebig verwendet werden. Letztlich ist es eine Glaubenssache. Wichtig ist, dass das
Bild zumindest tatsächlich ungefähr aus der Zeit des angeführten Malers stammt und in
seiner 'Umgebung' gemalt sein kann. Dies scheint hier zuzutreffen.
Marktlage: Im Bereich der Altmeister ist es im Kunsthandel gang und gäbe, unsignierte Bilder mit
mehr oder weniger stark differenzierten Zuweisungen anzubieten. An Bildern wie dem
Vorliegenden ist das Marktangebot sehr groß. Wichtig sind Malqualität, authentischer Zustand und
Attraktivität des Motivs. Man vergleiche z. B. mit dem Apostelkopf aus
dem Giordano-Umkreis (Van Ham Köln 2012, http://www.van-ham.com/datenbank-archiv/datenbank/luca-giordano/kopf-eines-apostels.html), der, freilich deutlich größer, einen Zuschlag von 6500 Euro erzielt hat. In einer Auktion kann der Erlös 2000-3000 Euro betragen bei mittlerer Nachfrage. Preis: Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf 3.000,- €
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