Einordnung in Epoche: Das Gemälde zeigt eine Straßenszene in Venedig vor der Biblioteca Marciana, im Hintergrund
ist die Kirche Santa Maria della Salute zu sehen. Ob hier wirklich eine Karnevalsszene zu
sehen ist oder die Personen von einer anderen Art Maskenball kommen, bleibt offen.
Stilistisch orientiert sich das Bild an der venezianischen Vedutenmalerei des 18.
Jahrhunderts. An erster Stelle ist an Francesco Guardi (1712 – 1793) zu denken, der mit
Straßen- und Festszenen aus Venedig großen Erfolg hatte. Guardi pflegte teilweise einen
äußerst skizzenhaften Pinselduktus und schuf viele sehr kleinformatige Bilder.
Vorliegendes Bild ist jedoch nicht so alt, sondern stammt nach allem Anschein aus dem 20.
Jahrhundert. Angaben über den Hersteller: Das, was unten rechts wie eine Signatur anmutet, ist nicht zu entziffern und wird auch
nicht zu einem Künstler führen. Die Malerei ist geübt und dekorativ, jedoch keine große
Kunst. Herstellungstechnik: Ölgemälde. Der Bildträger ist ein altes Brett, das wohl nicht ursprünglich als solcher
gedacht war. Die technische Ausführung der Malerei wirkt nachlässig, vielleicht als
bewusst eingesetztes Stilmittel. Jedenfalls ist von einem alten Meister oder einem
akademischen Künstler nicht zu erwarten, dass er die Malerei ohne Grundierung und
Vorbereitung des Holzes direkt auf das Holz malt, ohne dabei z. B. die Unebenheiten der
Oberfläche gewissenhaft einzuebnen. Zusatzinformation: Entsprechende Gemälde aus dem 18. Jahrhundert sind sehr gesucht und teuer, Originale von
Guardi werden sogar leicht im 6-stelligen Eurobereich gehandelt. Da diese Bilder immer
begehrt waren, haben das gesamte 19. und 20. Jh. hindurch Maler im Sinne einer
Stilnachfolge gearbeitet. Im 19. Jh. wurde z. B. Carlo Grubacs ebenfalls sehr populär
damit. Genauso verlockend ist das Thema für Nachahmer und Fälscher. Ob bei vorliegendem
Bild von einem Nachahmer des 20. Jh. oder von sogar einer irreführenden Absicht zu reden
ist, wird eine Untersuchung am Original ergeben müssen.
Marktlage: Das Gemälde ist dekorativ, künstlerisch jedoch einfach. Ein Kunstsammler und -liebhaber
wird davon kaum angesprochen, so dass beim Verkauf über eine Auktion nur ein geringer
Erlös zu erwarten wäre. Teilweise werden auf anderen Marktplätzen (Flohmarkt, Internet)
dafür auch höhere Beträge bezahlt, oft von Käufern, die sich mehr vom ersten Eindruck
lenken lassen und denen Dekoration vor malerische Qualität geht. Preis: Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf 300-400,- €
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